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Donnerstag, 17. Juli 2014

Bilanz von zwei letzten Konzerten und einer wunderbaren Zeit :-)

Hallöchen! Das wird jetzt dann wohl der vorletzte Blogeintrag sein. Im Letzten werde ich mitteilen, wie viele Spenden letztlich zusammen gekommen sind. Weil ich selbst noch nicht alles so richtig beisammen habe, dauert das aber noch ein bisschen.

Das heißt übrigens auch, dass ihr noch spenden könnt!! Rechts (nur in der Web-Version) steht das Spendenkonto. Schon 5 Euro sind ein Beitrag, der mit ganz vielen Anderen zusammen viel bewirken kann!! :-)

Ich bin mittlerweile wieder in Baunatal angekommen, wohlbehalten und glücklich.
Kurz noch über die letzten beiden Konzerttage:
Am Sonntag, den 13. habe ich morgens den Gottesdienst der Baptistengemeinde in Bonn besucht. Das war ein ganz Wunderbarer, und überhaupt ist es schön, mal wieder in einen Gottesdienst zu gehen. Da habe ich ein bisschen Bach zum Besten gegeben. Anschließend nachmittags zurück nach "Hause" nach Köln, und nachmittags wieder hin - in die Rheinaue. Dort hatte ich einen "Termin" unter der Brücke, wusste aber nicht, ob überhaupt jemand da sein würde. Dort traf ich aber doch auf ein paar willige Zuhörer, und schließlich ging es los. Irgendwie war es wie Straßenmusik, nur dass viele Zuhörer da waren, die nicht gleich weiter gingen. Nach zwei Bachsuiten entschied ich mich dann doch, auch hier den Hindemith mit reinzunehmen, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob einige Parkspaziergänger wohl denken könnten, der dritte Weltkrieg sei ausgebrochen. Egal. Ich habe gespielt, und zum Schluss, zur Besänftigung, noch mal das Prélude aus der ersten Suite.
Nach einigen sehr nette Gesprächen dann schnell zum Zug, Sachen zuhause abstellen und zum Public Viewing des Finales. Wie das in Köln, wenn Deutschland Weltmeister wird, so abläuft, brauche ich wohl nicht zu beschreiben. Es war der Hammer, die Stimmung unglaublich. Die erste Bahn Richtung Zülpicher kriegten wir noch, aber nach dem Umsteigen keine Chance mehr - hoffnungslos überfüllt. Genau wie die Straßen. Durch die kam man selbst zu Fuß kaum durch. Und ich muss sagen, ich habe ja echt nicht sowas wie Platzangst, aber bei zehntausenden von Leuten in einer Straße, die einfach so unglaublich dich gedrängt sind, dass man sich eigentlich gar nicht bewegen kann, denke ich schon an sowas wie Duisburg und fühle mich nur noch so mittelmäßig wohl. Also hab ich dann recht bald gesehen, dass ich raus komme aus der Masse und nach Hause. Da hat man auch immer noch genug von der Party mitbekommen :-)
Finalfeier in Köln I

Finalfeier in Köln II
Am nächsten Morgen hieß es, nach einer wunderbaren Woche in Köln, packen und auf nach Düsseldorf. Dort war abends das letzte Konzert, und zwar in der Mosaik-Gemeinde. Es war ein wunderbarer Singer/Songwriter dabei, Jonathan Harder, zwei Tänzer mit einem sehr eindrücklichen Tanz, Gedichte und Texte wurden vorgetragen, und ein Life-Painting erstellt. Großartig, so viele engagierte und begeisterte Menschen zu treffen, ein toller Abschluss einer langen Tour.

Tja, und dann ging es über Detmold nach Hause.

Jetzt liegen zweieinhalb Wochen hinter mir, 750 Fahrradkilometer, 7 Konzerte, unzählige Gespräche mit tollen Menschen, unzählige Male Erschöpfung und noch mehr Begeisterung.
Ich habe wahnsinnig viel gelernt: Über Menschenhandel, und einen kleinen Einblick darin bekommen, wie das wirklich aussieht und was hinter den Zahlen, Klischees und Medienberichten steckt, die wir irgendwie alle kennen. Außerdem habe ich gelernt, was es heißt, meine eigenen Kräfte einzuschätzen - am Anfang habe ich sie eher überschätzt. Und ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Unterstützung und Hilfe, im Kleinen und im Großen zu haben. Ob eine Übernachtung, ein Mittagessen, Annahme von Infomaterialspaketen, Gestaltung von Werbematerial, die Organisation ganzer Konzerte oder auch einfach eine liebe, zusprechende Mail - jede einzelne kleine Aufmerksamkeit hat mir sehr viel bedeutet, und dafür bin ich unendlich dankbar.


Aber die wichtigste Lektion war, dass man es manchmal einfach machen muss. Eine verrückte Idee, jede Menge Bestätigung, aber auch Gegenwind oder für verrückt gehalten werden, irgendwie keine Ahnung, wie alles funktionieren soll, viele spontane kleine und große Hürden - aber einfach mal machen. Und auf diese Weise Aufmerksamkeit erregen für ein wichtiges Thema, durch Geldspenden direkt helfen können - was gibt es besseres?
Ich hoffe, dass ich durch diese Aktion auch andere Menschen motivieren kann, einfach mal zu machen. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gerade ein Weltmeister bin in Sachen organisieren, und trotzdem habe ich es hingekriegt - dann kann es jeder! Damit meine ich jetzt nicht, dass jeder Bratsche lernen und sich auf ein Fahrrad setzen soll (auch wenn ich sagen muss, dass das extrem cool wäre!), aber überlegt, was ihr könnt und wie ihr das für Mitmenschen einsetzen könnt. Niemand von uns, denen es so gut geht, hat sich das verdient, wir wurden alle in ein wunderbares, friedvolles, wohlhabendes Umfeld geboren, für das wir nur dankbar sein können - da gibt es, finde ich, gar keine mögliche andere Konsequenz, als zu tun was man kann für die, die eben nicht dieses Glück hatten. Und ja, JEDER kann was tun.

Guckt euch um bei der Obdachlosenhilfe in eurem Ort oder anderen Hilfseinrichtungen, überlegt, was euer "Herzensthema" ist und werdet aktiv. Zeit ist übrigens ein sehr schwaches Argument, ich kenne niemanden auf der Welt, außer vielleicht frisch gebackenen Rentnern, der zu viel Zeit hat. Die muss man sich immer nehmen, aber meistens, seien wir ehrlich, kann man sich auch einige wenige Stunden in der Woche freischaufeln - oder eben in den Ferien!
Ich denke, wenn jeder ein bisschen was tut, kann diese Welt schon ganz anders aussehen :-)

Sonntag, 13. Juli 2014

Übrigens...

Hier ein ERF-Radiobericht, für die, die ihn noch nicht kennen :-)

Letzte Tage!

Beethovens Geburtshaus in Bonn


Hallo, da kommt endlich wieder was!
Nach ein paar sehr, sehr anstrengenden Tagen waren jetzt die letzten Tage recht entspannt, was irgendwie auch nötig war.
Am Mittwoch war ich den ganzen Nachmittag in Bonn, wo ich bei einem Meisterkurs der wunderbaren Tabea Zimmermann zugehört und außerdem meine liebe ehemalige Mitbewohnerin Aglaya getroffen habe. Der Kurs war phantastisch.

Donnerstag wurde vor allem geübt, nachmittags Treffen und Anspielprobe mit Eva-Maria Zimmermann, die im Konzert in Köln mitgewirkt hat. Anschließend ein Kölsch :-)
Kölsch am Heumarkt in Köln

Freitag ging es noch mal mit einer Mitfahrgelegenheit nach Mainz, wo das vierte Konzert statt fand.
Es war ein schon geplanter Benefiz-Abend gegen Menschenhandel, und es war ganz großartig. Viele verschiedene Künstler haben sich beteiligt, und es gab Essen, Trinken und tolle Gespräche. Außerdem trifft man natürlich immer Musiker - darunter eine Bratschistin, Leoni, mit der ich in ein paar Wochen in der Jungen Deutschen Philharmonie zusammen spielen werde :-)
Übernachtung wieder bei Britta, bei der ich auch noch Dagmar aus Detmold getroffen habe - kleines Detmold-Meeting in Mainz :-)

Nach diesem wunderbaren Konzert am Freitagabend ging es dann am Samstag mit ner Mitfahrgelegenheit zurück nach Köln. Zumindest sollte es das - gar nicht so einfach, weil mir zwei Mitfahrer spontan abgesagt haben und ich dann nur jemand von Wiesbaden gefunden habe. Aber schließlich war ich doch in Köln, und ein weiterer Konzertabend konnte beginnen.
Zusammen mit der Pianistin Eva-Maria Zimmermann und der Sängerin Constanze Störk haben wir einen Abend gestaltet. In der ersten Hälfte hab es Ligeti, Brahms und Hindemith auf die Ohren - der Brahms hatte allerdings den kleinsten Anteil. So kamen auch zwei ganz nette Jungs auf uns zu in der Pause und fragten etwas verunsichert, was denn in der zweiten Hälfte an Programm noch käme.... Wir konnten sie dann aber beruhigen: Da gab es Brahms und Bach, und dazwischen gut verteilt ein bisschen Eisler in ganz humanen Dosen.
Das Programm war ernst und anspruchsvoll, aber so war es irgendwie auch dem Thema angemessen. Insgesamt ein sehr runder Abend mit wunderbarer Musik!
Eva, Constanze und ich (hab keine Lust, zu gucken...)

Danach ging es dann noch mit Eva und meiner Familienbande (Eltern und Tante) was essen und trinken, und nebenbei ans Fußball gucken (ich hätte es Brasilien ja gegönnt, wenigstens Platz 3 zu machen.... Aber für Oranje freut es mich auch :-) ). Der Familienbande habe ich dann auch mein Fahrrad mitgegeben und das Gepäck, das ich jetzt nicht mehr brauche. Fühle mich ganz nackich!



Nach dem Konzert mit Eva :)
Übrigens habe ich in den letzten Tagen gemerkt, dass mit das Thema Menschenhandel mit der Zeit zu einem wirklichen Herzensanliegen geworden ist. Nicht, dass es das vorher gar nicht war, sonst hätte ich ja nicht so viel Aufwand gemacht dafür. Aber je mehr ich an Berichten höre von Leuten, die direkt mit Zwangsprostituierten arbeiten, desto mehr merke ich, wie schlimm es wirklich ist. Menschen zu nehmen und zu verkaufen wie einen Gegenstand, sie auszubeuten, alles aus ihnen rauszuziehen, was man irgendwie kriegen kann - bis hin zu ihrem Frausein. Widerlich.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Sturm, Regen, Ankunft...

Ich habe gerade festgestellt, dass ich den letzten Post auf dem englischen, anstatt auf dem deutschen Blog veröffentlich habe. Also gibts jetzt doch einiges zu schreiben.

Ich brach nach einem wunderbaren Konzert in Speyer am Sonntagmorgen nach Mainz auf. Die Fahrt war lang und anstrengend, aber wunderschön. Tolles Wetter, tolle Landschaften... Eigentlich wollte ich ja gerne noch nen Tag in Speyer bleiben zum Gottesdienst, weil die Gemeinde dort wirklich sooo toll und nett war! Aber dann hätte ich es nicht rechtzeitig nach Köln geschafft, also hieß es losreißen.






Fähre mal wieder :-)





Der Rhein kurz vor Mainz





Familie Schwan

Rheinwein

Nach einem wunderschönen Fahrtag kam ich also abends in Mainz an. Dort wurde ich mehr als stürmisch begrüßt - es ging so richtig los, kaum, dass ich angekommen war. Wettermäßig war ich also mal wieder gesegnet. Ich wurde von Britta bekocht, und wir konnten uns von drinnen aus ganz gemütlich das Gewitter ansehen. Irgendwann fiel vor dem Haus der erste Baum um, da wurde es schon spannender. Dann erfuhren wir, dass bei anderen Leuten in Mainz zum Teil Fenster von Bäumen eingeschlagen wurden - noch spannender.
Am nächsten Morgen brach ich nach einer kurzen Übesession auf Richtung Rhens, was kurz vor Koblenz liegt. Bis ich allerdings richtig aus Mainz/Wiesbaden weg kam, dauerte es ein bisschen. Der erste Teil der Strecke war eher ein Hindernisparcours: Umgefallene Bäume ohne Ende und gesperrte Strecken machten das Fortkommen nicht gerade leicht. Aber irgendwann kam ich dann doch ins Rollen.
Schlachtfeld

Kein Durchgang
Baumleiche





















Also, so ganz hab ich ja vorher nie verstanden, was Schumann, Liszt, Brentano, Heine und die anderen immer mit ihrer Rheinromantik wollen. Aber jetzt schon. Die Gegend zwischen Mainz und Koblenz, das Rheintal, ist einfach unglaublich. Ist ja auch UNESCO-Welterbe. An der Loreley begegnete ich Bussen voll mit Touristen, aus Italien, Großbritannien, Spanien, Belgien und sogar Russland. Und ich darf überall einfach durchradeln... Schon ein Geschenk.


Loreley

Ohne Worte :-)

Schloss Stolzenfels

Abends kam ich dann in Rhens an. Dort übernachtete ich in einer kleinen Pilgerhütte - unglaublich süß! Und das Highlight des Tages: Der Swimming Pool!!
Am nächsten Tag ging's dann weiter Richtung Köln. Also, ich will es ja nicht so sagen, aber es gibt Tage, die sind einfach nur Sch***. Dienstag, der 8. Juli war so ein Tag. Zumindest bis zum frühen Abend. Es regnete morgens schon in Strömen, aber ich dachte mir, ich bin ja nicht aus Zucker, und fahre einfach mal los. Bin ja ausgestattet, was Regenschutz angeht. Ja, der Regenschutz hielt einen knappen Kilometer lang stand, dann war ich durchnässt. Meine Regenjacke, von einer großen deutschen Discounterkette, hatte offenbar eine Wassersäule von null. Sie war ganz einfach undicht. Schon nach fünf Minuten am Schlottern, beschloss ich, dass das so nicht ginge, und fuhr zurück nach Rhens. Dort erkundigte ich mich, wo es nen Outdoor-Laden gebe, der nächste war in Koblenz. Also, zum Bahnhof nach Rhens und  mit dem nächsten Zug nach Koblenz (ca. 5 Minuten Zugfahrt, aber zu viel Strecke, um nass auf dem Fahrrad zu fahren, wenn man noch Konzerte vor sich hat...). In Koblenz fand ich dann auch ganz schnell einen Laden, in dem ich mir eine ganz wunderbare, gute, sündhaft teure Regenjacke kaufen konnte, und außerdem einen Rucksacküberzug für meine Bratsche.
Die Regenjacke hielt dann auch Stand - bestimmt sechs Kilometer. Dann kam es überall rein. Nicht nur in die Jacke, sondern in die Schuhe, die Hose - überall. Kurz später war ich nass bis auf die Knochen. Ich glaube, bei stundenlangem Fahren in schüttendem Regen kann man das auch gar nicht vermeiden.
Bei jedem Bahnhof, an dem ich vorbei kam, war ich neu versucht, einfach in den nächsten Zug nach Köln zu steigen, aber ich hielt durch. Weil ich, wenn ich aufhörte, zu fahren, immer sofort anfing, zu frieren wie verrückt, gab es auch keine Pausen. Also 75 Kilometer von Koblenz bis Bonn praktisch ohne Pausen durchfahren, und dabei auch fast nichts trinken, um nicht auf Toilette zu müssen. Ich hatte mir ausgerechnet, dass es von Bonn nach Köln noch gut 20 km, also eine gute Stunde Fahrt sein müssten. Die würde ich vielleicht gerade noch durchhalten.
Völlig fertig kam ich schließlich in Bonn an, und sah den nächsten Wegweiser für die Fahrradfahrer - 36 Kilometer. Der Regen wurde immer stärker, und der starke Wind, der schon die ganze Zeit wehte, machte das Fahren noch wesentlich anstrengender. Ich konnte mich auch nicht einfach mal in ein Café setzen, das hätte nur Sinn gemacht, wenn ich mich wirklich umgezogen und in Ruhe aufgewärmt hätte. Dann die nassen Sachen wieder an, wäre echt eklig gewesen.
Weil ich schon die ganze Zeit am Zittern war, musste ich in Bonn also, in Hinblick auf die Konzerte, beschließen, vernünftig zu sein und nicht noch weiter zu fahren - das hätte ich wohl nicht durchgehalten. Also, ab zum Bahnhof in Bonn. Der nächste Zug nach Köln war etwas verspätet - perfekt, genug Zeit, um etwas warmes zu essen zu holen, in einem  bekannten Gourmet-Restaurant mit großem gelben M. Dann fuhr der Zug ein. Mit Fahrrad samt Gepäck, Bratsche, Tasche, Essenstüte und Getränkebecher gar nicht so leicht, einzusteigen. Kaum drin, kippte mir dann auch die Lenkertasche aus und der ganze Inhalt verstreute sich im Zug. Also einsammeln, und dann schnell das Essen in mich reinstopfen, um es nicht länger mit mir herumschleppen zu müssen. Die Laune, schon seit längerem, irgendwo im 20. Untergeschoss.
Fünf Minuten später, Durchsage: Der Zug muss umgeleitet werden, und fährt nicht über Köln. Also, mit allem Brimborium wieder aussteigen. Warten am Bahnhof, auf den nächsten Zug. Irgendwann fuhr wieder ein Zug ein, der nach Köln fahren sollte. Ein kleiner Regionalzug, in den alle Fahrgäste der letzten fünf ausgefallenen Züge geschickt worden waren. Und ich sollte samt Fahrrad reinpassen, haha. Aber noch mehr warten ging einfach nicht. Also, stopfen. Alle Leute um mich rum total genervt, ich total am Boden. An jeder Milchkanne hielt dann der Zug an, damit sich Leute an meinem Fahrrad vorbei aus oder in den Zug quetschen konnten. Mein Bruder Daniel, bei dem ich in Köln unterkomme, nicht zu erreichen. Ich wusste also nicht mal, ob ich in Köln dann vielleicht noch die nächsten Stunden am Bahnhof hocken dürfte.

Schließlich doch noch ein Rückruf, Erleichterung: Daniel holt mich am Bahnhof ab. Zusammen fuhren wir dann zu seiner Wohnung am Barbarossaplatz in Köln. Nach der langen, heißen Dusche, auf die ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte, sah dann die Welt schon ganz anders aus. Wir entschieden uns, uns das Halbfinalspiel Deutschland gegen Brasilien in einer von vielen Kneipen um die Ecke anzuschauen. Irgendwie hatte ich schon ein bisschen Angst, dass Deutschland rausfliegt, was, obwohl ich nicht der glühendste Fußballfan bin, den Tag nicht gerade besser gemacht hätte.
Wir bekommen, obwohl wir mit der guten Stunde Vorlauf recht spät dran sind, zwei gute Plätze, nah an der Leinwand in einer schönen Kneipe.
Und was dann passiert ist, muss ich wohl nicht schreiben :-)
Die Stimmung war der absolute Hammer, und der Tag gerettet. Obwohl mir die Brasilianer wirklich leid taten, das muss ich sagen. Ganz so hoch hätte es nicht sein müssen. Aber das ist eben Fußball. Gut, dass es bei Musik keine Verlierer gibt :-)
Siegerfoto :-)

Stimmung in Köln


Jetzt bin ich in Köln und habe etwas Zeit - üben, schreiben, organisieren, erledigen.... Und heute Nachmittag geht's nach Bonn, wo Tabea Zimmermann zur Zeit einen öffentlichen Meisterkurs gibt. Yeah :-)

Samstag, 5. Juli 2014

Noch ein unglaublicher Abend :)

Aber der Reihe nach.
Gestern, zum Ende meines tollen, braven Intonationstags, hieß es erst mal, Hochschule Karlsruhe. Und zwar zum Grölen, Bier trinken und jubeln. Ich war in einem Konzert.
Ja, tatsächlich. Ok, erst gab es Fußball. Aber dann habe ich mich um halb acht losgerissen, und es viel mir nicht mal schwer, weil die "Konkurrenz" ein wunderbares Konzert war mit Studenten und Profs der Karlsruher Musikhochschule und mit Werken von Bartok, Berio und mehr. So super Musik, eigentlich sollte man die besser weltweit übertragen, und nicht Fußball. Würden sich bestimmt all die anderen Gröler, Trinker und Jubler auch freuen.

Anschließend ein kurzes Bier im "Purino", welches mittlerweile neben der Hochschule die Studenten mit Flüssigem erfreut, und dann ging es ganz brav nach Hause, um am nächsten Morgen ausgeschlafen losfahren zu können.

Heute Morgen habe ich mich dann um halb acht aus dem Bett gequält, noch mit dem Mitbewohner von Julia und dessen Bruder gefrühstückt, und war dann um viertel vor neun bei der Post, um ein paar Werbematerialien abzuholen, dir mir nach Karlsruhe geschickt worden waren. Aber Überraschung, die Post macht erst um neun auf. Also warten. Noch ne Überraschung, sie macht Samstags erst um halb zehn auf. Da ist die in Sion schon fast wieder zu!
Der Rhein vor der Ziegelei, und mein Radl mit Regenhaube



 Also Kaffee trinken und abwarten. Schließlich habe ich mein Material bekommen und fuhr völlig gestresst gegen zehn los Richtung Speyer. Jetzt hieß es, in die Pedale treten. Das habe ich auch gemacht, und zwar so schnell, dass ich schon kurz später in Germersheim war, was schon kurz vor Speyer ist. Da fing es dann an, zu regnen, und ich habe mir in der alten Ziegelei direkt am Rhein, welche eine Art kleines Selbstbedienungscafé hat, erst mal einen Cappuccino unter dem Regenschirm gegönnt. Der Cappuccino stellte sich leider als schlechter Filterkaffee mit einem dicken Haufen Sprühsahne heraus.  :-(

Zum Ausgleich gab's nen schönen Blick über den verregneten Rhein, und ne wieder aufgefüllte Wasserflasche.
Nachdem ich eine Weile durch die Gegend gewartet und gelangweilte Selfies geschossen habe (das habe ich, hoch und heilig ehrlich, noch NIE gemacht!!!
Ein Kahn auf dem Rhein
Es war also seehr lange und seehr langweilig, dort auf etwas besseres Wetter zu warten), habe ich dann irgendwann beschlossen, mir meine Regenkleidung, auf die ich ja so stolz bin, überzuziehen und weiterzufahren. Mit der sah ich dann aus wie ein Taucher, und das junge Pärchen am Nebentisch sah mich auch schon ganz verwirrt an. Aber ich blieb trocken.
50 Meter später war der Regen dann auch vorbei. Wie immer. Liebe Leute, wenn ihr schönes Wetter wollt, zieht der Miri Regenkleidung über, dann hört der Regen garantiert sofort auf.
Eins der gelangweilten Selfies

Irgendwann kam ich dann in Speyer an, und ich muss sagen, das ist ein wirklich hübsches Städtchen! Irgendwie kennt man das immer so vom Namen und weiß, das ist irgendwo bei Mannheim, aber war noch nie da. Aber es hat eine wunderschöne Altstadt und einen Dom, der von außen auch wunderschön ist (von innen bestimmt auch, aber ich habe mich nicht getraut, rein zu gehen, weil ich so verschwitzt war und die bestimmt gedacht hätten, jemand hat nen Stinkbombenanschlag ausgeübt). Also bin ich statt dessen ein bisschen durch die Stadt spaziert und habe mir schließlich gegen halb vier, vor Hunger fast am Umfallen, ein Jägerschnitzel mit Pommes gegönnt. Das muss eben auch mal sein - normalerweile lebe ich zur Zeit von Keksen, Studentenfutter und trockenem Brot, aber jetzt war es halt mal dran. Sehr lecker. Anschließend noch nen Kaffee, und dann hieß es, zum dritten mal an diesem Tag... warten. Um sechs war ich im Gemeindehaus für das Konzert verabredet, und es gab noch viel Zeit. Und weil ich ja nirgends rein gehen wollte, bin ich die nächsten zwei Stunden durch die Maximilanstraße spaziert, die Innenstadtstraße von Speyer. Und so lang ist die jetzt auch nicht. Ich glaube, manche Leute fanden mich ein wenig komisch. Hm, kann man ihnen wohl nicht verdenken.
Irgendwann bin ich dann doch los zum Gemeindehaus, in dem ich von Bärbel und Norbert sehr lieb begrüßt wurde. Nach einer Dusche (immer der schönste Moment des Tages, nach dem ganzen Fahren!) und einer kurzen Tonleiter dann gleich ein mittelgroßes Problem: Die PowerPoint-Präsentation für meinen Kurzvortrag zum Thema "Menschenhandel" war in der DropBox im Internet gespeichert und nicht, wie ich irgendwann mal geplant und gesagt hatte, auf nem Stick. Da war es aber gar nicht so leicht, heranzukommen, und selbst, als wir irgendwann Internet hatten, wollte es einfach nicht klappen, mich einzuloggen. Bis etwa zehn Minuten vor dem Konzert waren wir am Verzweifeln, bis mich irgendwann mein weltbester Bruder Daniel gerettet hat, indem er die Präsentation heruntergeladen und gemailt hat.

Dann konnte der Abend losgehen. Nachdem Andrea, die das ganze in Speyer hauptsächlich organisiert hat (und das unter nicht ganz leichten Umständen - zum Beispiel kam vor ca. 10 Tagen heraus, dass die ganze Speyerer Stadtmission die ganze Zeit von 2015 ausgegangen war, und ich es nicht mal gemerkt hab...), eine kurze Begrüßung mit Interview gemacht hat, spielte ich meinen Hindemith, erzählte anschließend über Menschenhandel und spielte dann Bach. Ich bin ja immer noch keine Rednerin, aber ich glaube, es wird jedes mal ein bisschen besser - zumindest stand diesmal nicht mehr in der Präsentation, man müsse die Opfer verfolgen.
Anschließend gab es noch Getränke und Geknabber mit allen, die da waren, das war ganz wunderbar und ich habe viele sehr interessante Gespräche geführt. Und Leute getroffen, die Sion ganz gut kennen! Die meisten wissen schließlich nicht mal, dass es existiert. Anschließend gab es noch eine extrem leckere Lasagne von Bärbel, für die zwar Dank Jägerschnitzel nicht so viel Platz war, aber genossen hab ich sie trotzdem!

Und jetzt sitze ich bei Familie Seemann zuhause, die mich ganz rührend aufnimmt, obwohl sie bis auf den Sohn alle im Urlaub sind.

Soo, ich glaube, so ausführlich habe ich über einen Tag noch nie berichtet. Aber es war irgendwie alles wichtig. Und ihr müsst es ja nicht lesen, nicht war. Wird ja hier keiner gezwungen. Selbst Schuld.

Gute Nacht :-)

P.S.: Morgen 120 km nach Mainz. Drückt meinem Gesäß die Daumen, dass es durchhält...
P.P.S.: Irgendwie kann ich mich noch nicht mit mir selbst einigen, in welchem Tempus ich hier schreibe... Gibt es irgendeinen üblichen "Blog-Tempus"?
P.P.P.S.: Sorry für die bekloppten Fotos heute. Aber meine fotografische Kreativität hat heut nicht so weit gereicht. Lag wohl am Kaffee mit Sahne.

Freitag, 4. Juli 2014

Zweites Konzert und Intonationstag

Wenn ich schon dabei bin, schreibe ich gleich noch was, wer weiß, wann ich das nächste mal nen Computer zu Verfügung habe.
Gestern Abend hat das zweite Konzert statt gefunden, in Baden-Baden, und es war ein ganz wunderbarer Abend :-)
Nachdem ich erst mal zwei Züge verpasst habe nach Rastatt, wo ich am Bahnhof abgeholt wurde, dafür aber am Bahnhof in Karlsruhe Ingrid getroffen habe, die ich aus Detmold bzw. Bern kenne (die Welt ist einfach zu klein!), kam ich dann doch irgendwann an und der Abend konnte beginnen.
Es waren ca. 30 leute in der methodistischen Kirche in Baden-Baden, und damit schon mal deutlich mehr als im ersten Konzert ;-) Nach ein paar einleitenden Worten von Markus Koch habe ich Herrn Hindemith zu Wort kommen lassen (fast ohne Improvisieren!), und anschließend einen Kurzvortrag zum Thema Menschenhandel gehalten. Die PowerPoint-Präsentation dazu ist ungefähr eine Minute vor Konzertbeginn fertig geworden und ich bin sowieso überhaupt gar keine Rednerin, aber irgendwie ist es dann glaube ich ganz gut gelaufen. Obwohl ich mich manchmal fühle, wie Jahre zurückversetzt in die Schulzeit, in der ich ein Referat halten muss über ein recherchiertes Thema, von dem ich eigentlich doch das Gefühl habe, irgendwie keine Ahnung zu haben und mich frage, wie ich nur auf die bekloppte Idee gekommen bin, mir so was aufzubürden. Also, dieses Reden meine ich.
Möchte gerne sauberer werden: J.S.Bach
Naja, wie gesagt, es war dann ganz okay, und anschließend habe ich meinen Bach präsentiert. Der war ganz gut, aber ich habe beschlossen, dass da ein Intonationstag fällig ist.
Nach dem Konzert gab es noch sehr, sehr nette Gespräche mit sehr, sehr netten Leuten. Wunderbar wars :-)
Nur habe ich mal wieder festgestellt, dass mein Idealismus irgendwie größer ist als mein Organisationstalent. Da gibt's Nachholbedarf ;-) Auch wenn manche Menschen aus unerfindlichen Gründen glauben, ich wäre die Organisation und Strukturiertheit in Person...

Und heute, wie gesagt, Projekt "Macht den Bach sauber". Der freut sich bestimmt.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Vive la France, Heimatliche Gefilde und erstes Konzert

Sooo, jetzt habe ich endlich wieder eine Gelegenheit zu schreiben, und kann alle beruhigen, die sich nicht sicher waren, ob sie das "tot" mittlerweile wörtlich nehmen sollen :-)
Ich bin nach ein paar irgendwie ereignisreichen Tagen gestern in Karlsruhe angekommen.

Und das ist passiert:
Montag Vormittag gab es in Freiburg erst einmal eine kleine Runde Straßenmusik, mit 1. Bach-Suite. Direkt vor einer Bank, überdacht, sodass es gut klingt. Der Erlös reicht immerhin für zwei Mahlzeiten. Dann treffe ich meine beste Grundschulfreundin Hannah - große Freude :-) :-)

Der Weg am Rhein-Rhone-Kanal
Dann geht es von Freiburg aus los. Nach dem Motto "ich finde schon irgendwo ne Unterkunft", ändere ich dann auch gleich noch mehr Pläne und fahre ab Breisach auf der französischen Seite weiter. Der permantente Schotter auf der deutschen Seite ist echt nicht mehr auszuhalten, und da drüben soll es ganz schön sein. Ist es auch, und so geht es weiter durch Dörfer und Wälder. Irgendwann führt der Weg dann immer am Rhein-Rhone-Kanal lang, was auf Dauer echt langweilig wird...






"Meine" Dachterrasse
Gegen Abend geht es dann ans Unterkunft suchen, und das ist gar nicht so leicht. Ich bin in "Marckolsheim", irgendwo im Elsass, wo es genau ein Hotel geben soll. Nach einiger Zeit finde ich es dann auch - es ist noch eine Ferienwohnung frei, für 300 Euro pro Nacht.
Also weiter suchen - und mein großes Glück: Die "Gites de France".  Ein System von Privatzimmern und Ferienwohnungen in Frankreich. An relativ vielen Häusern in Marckolsheim hingen die Schilder, und nach einigen vergeblichen Versuchen öffnet mir dann schließlich eine reizende, alte Dame und ich bekomme ein unendlich schönes kleines Studio, mit eigener Dachterrasse und einem Fernseher, auf dem ich mir sogar noch das Achtelfinale Deutschland-Algerien ansehen kann ;-) Übrigens werde ich in Marckolsheim von einem Hupkonzert sonder Gleichen begrüßt. Es dauert ein bisschen, bis ich verstehe, wem das eigentlich galt ;-)
Tages-km: 75.




Straßburg von der Brücke

Häuser in Straßburg
Am nächsten Morgen ein bisschen üben, dann trenne ich mich schweren Herzens von meiner Unterkunft und der tollen Gastgeberin, bekomme noch eine Menge guter Tipps und es geht weiter Richtung Norden. Nächster Zwischenstopp: Straßburg! Also, ich habe ja schon eine Menge Lieblingsstädte, aber jetzt ist noch eine dazu gekommen. Straßburg ist einfach UNGLAUBLICH!! Soo schön, mit wahnsinnig viel Flair, Fachwerkhäusern aber französischem Charme, und das ganze als Weltstadt. Ich bin begeistert. Nach einem Frozen Yoghurt und einem Smoothie, bei dem ich mir die Leiden einer Dame mit Hüftproblemen ausführlich schildern lassen darf, geht es weiter. Wieder über die Grenze, weiter auf deutscher Seite. Irgendwann hinter Rheinau denke ich, jetzt könnte ich doch langsam mal ne Unterkunft gebrauchen (nach ca. 95 km). Aber hierstellt es sich noch viel schwieriger heraus als in Frankreich. Ich bin in einem Vorort eines Vororts eines Vororts von Rastatt, und es gibt wirklich NICHTS. Irgendwo in einem anderen Vorort soll ein ein Hotel geben, für 95 Euro pro Nacht. Also weiter fahren. Schließlich fand ich einen Landgasthof in der Metropole "Hügelsheim" und fiel nach mittlerweile etwa 110 km tot ins Bett.

Mittwoch Morgen: Fahrt nach Karlsruhe, Richtung erstes Konzert! Nach einem Tipp des Gastwirts wechsele ich bei der nächsten Gelegenheit wieder auf die französische Seite. Dort begegne ich einem sehr netten Ehepaar von den Tasmanischen Inseln, das mich fragt, was ich denn dort auf dem Rücken trage. Als ich mit "a Viola" antworte, sieht die Dame sichtlich erleichtert aus und meint: "Und ich dachte schon, Sie schleppen ein Musikinstrument mit sich herum!"




Mein Fahrrädchen auf der Fähre
Ein paar Kilometer später habe ich die Möglichkeit zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen: Schiff fahren! Okay, es ist eine Rheinfähre, ungefähr fünf Minuten Fahrt, es ist laut und stinkt. Aber ich bin mit meinem Radl auf dem Wasser!! :-)
Eine Schiffahrt, die ist lustig, eine Schiffahrt die ist schön...

 Nach noch etwa einer Stunde durch die pralle Sonne komme  ich in Karlsruhe in der Wohnung meiner Freundin Julia an, da wird erst einmal Eis gegessen und geduscht, der Kurzvortrag für den Abend überarbeitet, und dann geht es auch schon los. Und, falls ihr euch wundert, wo denn das Üben bleibt: Ich bin tatsächlich in den letzten beiden Tagen nicht ein mal dazu gekommen. Uiuiui...

Am "Laden 33" treffe ich Annette von "The Justice Project", die mit mir den Abend organisiert hat. Weil das Konzert erst vor wenigen Tagen fest gemacht wurde, konnte nicht mehr viel Werbung gemacht werden, das heißt, wir stellen uns auf einen gemütlichen Abend ein, der es dann auch wird. Eine Cellistin spielt die 1. Bach-Suite, ich steuere meinen Hindemith und die 5. Suite bei, zwischendurch gibt es Infos über Menschenhandel; von mir Allgemeine, und Miriam vom "Justice Project" erzählt aus der praktischen Arbeit des Projekts mit Zwangsprostituierten, welches mich sehr beeindruckt.

Zuhörer waren nur sehr wenige da, aber es war trotzdem ein wunderschöner Abend mit Musik, interessanten Infos und einem kleinen finanziellen Beitrag für "Gemeinsam gegen Menschenhandel".

Hoffen wir, dass zu den nächsten Konzerten mehr Besucher kommen - trotzdem war es ein wunderbarer Abend, den ich nicht missen will :-)

Heute Abend Baden-Baden!!!